Die Folge über Heimat und woher wir eigentlich kommen

Shownotes

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Musik: "Tea Roots" Kevin MacLeod (incompetech.com) Licensed under Creative Commons: By Attribution 3.0 License creativecommons.org/licenses/by/3.0/


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00:00:01: Dach und Servus aus zwei freistaaten.

00:00:03: Ich bin Sarah, die hundertprozentdeutsche, aber

00:00:05: auch fünftig

00:00:06: prozentzulanesische FSJ-Klerin von Weiterdenken Heinrich bei Stiftung Sachsen.

00:00:10: Und ich bin Carmen, die hundertprozentitalienische, aber auch fünfundzwanzigprozentdeutsche Bildungsreferentin der Petra Kelly Stiftung in Bayern.

00:00:18: Und ihr seid bei dem Podcast Die Farbe der Nation.

00:00:22: Also was machen wir hier?

00:00:24: Hier reden wir über komplizierte Themen wie Alltagsrassismus, Identität, Heimat und Integration mit einer gewissen Ironie und ganz direkt.

00:00:31: Weil schon viele diese Themen betrachten, aber eher über die Integration der anderen reden, als über die eigene Erfahrung.

00:00:36: Wir möchten die Perspektive von Menschen mit Migrationshintergrund zeigen und äußern.

00:00:40: In einigen Folgen werden wir über unsere eigenen Erfahrungen reden und bei anderen eure Fragen beantworten.

00:00:45: So folgt uns in diese ewige Diskussion.

00:00:47: Achtung am Westeins.

00:00:48: Klicken Sie zurück.

00:01:09: Also, diese Folge ist ein bisschen unsere Origin-Story, sozusagen.

00:01:13: Wie ich und Sarah kennen gelernt haben.

00:01:16: Wir haben ja euch schon erzählt, wir arbeiten beide für zwei Landesstiftungen der Heirich-Böll-Stiftung.

00:01:21: Und dreimal im Jahr, wir treffen uns entweder in Berlin oder in anderen Städte und quasi mit den Kollegen uns auszutauschen, neue Projekte zuentwickeln und so weiter und so fort.

00:01:32: Und im November vergangenen Jahr waren wir in Berlin in der gleichen Gruppe, die quasi über, ja, Thema gesprochen hat.

00:01:40: Es war Demokratierunde, genau.

00:01:42: Und wir hatten bei der Diskussion ähnliche Positionen.

00:01:46: Und dann danach wollte ich einfach Sarah besser kennenlernen, weil sie mir so sympathische wirkte.

00:01:52: Und dann war ich, ah ja, hallo, ich bin Carmen, okay, ich bin Sarah.

00:01:59: Und woher kommst du?

00:02:01: Habe ich sie gefragt?

00:02:02: Und dann war sie plötzlich so, ja, still.

00:02:07: Sie hat nichts mehr gesagt.

00:02:09: Sie war ein bisschen so, haben mich komisch gekucht.

00:02:11: Und dann hab ich sofort bemerkt, oh, oh, ich meinte, aus welchen Bundesland kommst du?

00:02:17: Weil ich einfach wissen wollte, für welche Landesstiftung du arbeitest.

00:02:23: Ja, das kam anders rüber.

00:02:26: Nein, also, genau, ich kenn die Frage schon, weil ich seh nicht unbedingt hundert Prozent Deutsch aus.

00:02:32: Und deshalb werd ich das einfach.

00:02:34: Unglaublich oft gefragt und bin dann immer so ein bisschen resigniert, wenn ich das höre, so.

00:02:38: Aber ja, und hab nicht sofort realisiert, was du meintest.

00:02:43: Genau, was wohl so ein Kommunikationsproblem

00:02:45: war.

00:02:46: Genau, weil für alle, die uns hören, dass ich ja ein Podcast, das ist kein Video, man sollte das vielleicht einfach eindeuten.

00:02:54: Sarah hat sozusagen einen hautvollen Problem.

00:02:59: Also die Frage... Nee, in dem... Ja, also es ist nicht so ganz typisch, deutsch, super weiß und genau.

00:03:07: Von daher wird sie leider so oft nach ihrer Herkunft gefragt.

00:03:13: Ja.

00:03:13: Ja, das ist echt schlimm.

00:03:15: Aber wie fühlst du dich, wenn jemand dich die Frage stellt?

00:03:20: Naja, also erst mal ein bisschen... Es ist ein bisschen anstrengend, das immer und immer wieder zu erzählen quasi.

00:03:27: So, meine Mutter kommt aus Thüringen und mein Vater aus dem Sudan und deshalb sehe ich so aus.

00:03:35: Man hat quasi so einen vorgefertigen Satz, den man einfach andauern sagen muss, weil man das wirklich oft gefragt wird.

00:03:41: Und es ist ja auch nett aus Interesse so, aber ich finde es immer furchtbar, wenn ich mich gerade vorgestellt habe und das so.

00:03:46: die erste Frage ist, so, nicht irgendwie, wie geht's dir oder ... Hattest du ne lange Reise oder so?

00:03:53: Sondern einfach, woher kommst du?

00:03:54: Weil du siehst nicht Deutsch aus.

00:03:56: Ja.

00:03:57: Und genau, das ist einfach anstrengend auf Dauer.

00:04:00: Genau.

00:04:01: Und ich fühl mich auch manchmal so ein bisschen meiner Heimat beraubt.

00:04:04: Weil manchmal hab ich nicht so ganz... Also, ich hab manchmal das Gefühl, ich hätte nicht so richtig das Recht, zu sagen, ich Deutsch und das meine Heimat, einfach weil so viele Leute mir das nicht glauben.

00:04:13: Und genau, ist irgendwie schwierige Beziehung.

00:04:17: Ja, nee, das ist krass.

00:04:19: Und ich kann das wirklich nachvollziehen.

00:04:21: Ich habe auch eine gefältigte Satz.

00:04:23: Also ich bin ja Italienerin, wohne aber seit gut sieben Jahren in Deutschland und man merkte, obwohl ich mich wahnsinnig müde mache, die Sprache ja so perfekt wie möglich zu reden, aber ich und werde ich wahrscheinlich immer ein leichter Akzent haben.

00:04:39: Und deswegen frag mich sofort, ah, und woher kommst du?

00:04:42: Und Spanien?

00:04:43: vielleicht wegen meinen Namen, nein, mein Name kommt.

00:04:46: weil meine Eltern einfach die Biseoperma mögten und kamen an, schöne Name ist, kann ich bitte den Name haben, ohne auf Spanien zu kommen.

00:04:54: Und dann habe ich immer diese fertige Sätze.

00:04:56: Ja, ich komme aus Ferrara, das ist nicht Carrara, das ist wo der Mamo kommt und das liegt in der Tuscana.

00:05:03: Und in Ferrara wird auch nicht die Ferrari produziert, das ist Maranello, das ist nur eine halbe Stunde von Ferrari entfernt.

00:05:09: Und meine Stadt liegt inzwischen also zwischen Bologna und Venedig.

00:05:12: Immer den gleichen Satz, weil du hast wirklich... keine Ahnung, wie oft mir gefragt würde, das war nicht, wo der Mama kommt und das mit dem Auto und alles.

00:05:24: Also Leute, wenn ihr nicht weiß, wo ich komme, das ist nachvollziehbar.

00:05:28: Das ist eine kleine Stadt in Italien.

00:05:31: Man muss nicht das unbedingt wissen.

00:05:33: Fragt das einfach, ohne irgendwas auszudenken.

00:05:37: Ja, man kann auch drüber reden.

00:05:39: Ja, genau.

00:05:40: Man lernt was voneinander.

00:05:43: The more you know.

00:05:44: Genau, the more you know.

00:05:46: Nee, aber das kann ich wirklich nachvollziehen.

00:05:48: Ich finde voll gut, dass wir uns über den Thema unterhalten, weil wir ja eben zwei unterschiedliche Perspektiven haben.

00:05:54: Du bist ja in Deutschland geboren und gewachsen und hast aber diese Migrationsintergrund, was bei dir quasi auffälliger ist aus der Ferne sozusagen, während ich, ja, ich bin eine Migrantin im Endeffekt, obwohl ja in den EU-Rahmen alles besser ist, als wenn man ... außer halt im Europäischen Union kommt.

00:06:15: Und man merkt, dass ich vielleicht im Migrantin bin erst, wenn man mit mir spricht, obwohl ja, ich habe ja auch lockige Ahren und was nicht so übrig ist in Deutschland.

00:06:24: Aber ja, das sind zwei Perspektiven, die ich finde, die können ja zueinander gut passen, indem man krasse, ähnliche Erfahrungen hatte, aber auch unterschiedliche.

00:06:36: Und ich wollte dir aber fragen, genau, also nachdem, ja, man dir fragt, okay, woher kommst du eigentlich?

00:06:42: Und diese, diese dumme Frage.

00:06:44: Was ist denn für dich Heimat?

00:06:46: Also, wo fühlst du dich zügehörig?

00:06:50: Schwierige Frage.

00:06:51: Genau, ich hab... Früher

00:06:53: immer mit Deutschland geantwortet, also als ich noch nicht so viel darüber nachdenken musste, weil mich Leute dazu gezwungen haben quasi.

00:06:59: Und dann habe ich mir so gedacht, also vielleicht zur Erklärung, ich wurde in Zwenkao geboren, bin aber in Leipzig aufgewachsen.

00:07:06: und ich muss sagen, wenn ich so darüber nachdenke, kann ich eigentlich nicht wirklich sagen, dass Deutschland meine

00:07:11: Heimat ist.

00:07:12: Weil wenn ich jetzt, wir sind gerade in München zusammen und ich würde nicht sagen, dass München meine Heimat ist.

00:07:17: Also ich würde nicht sagen, dass alles von Deutschland meine Heimat ist.

00:07:19: Deshalb kann ich nicht wirklich sagen, dass Deutschland meine Heimat ist.

00:07:22: Aber was meine Heimat ist, ist auf jeden Fall die Wohnung meiner Eltern zum Beispiel.

00:07:26: Ich bin jetzt ausgezogen und immer wenn ich nach Hause komme, fühle ich mich einfach unglaublich wohl.

00:07:30: Und wir haben so einen kleinen süßen Balkon mit so Wildwuchs.

00:07:34: Also meine Mutter kümmert sich drum auf jeden Fall.

00:07:37: sehr, sehr chaotisch und überall sind noch so Lichterketten noch von Weihnachten und weil niemand die abhängt.

00:07:43: Und ich sitze da einfach gerne früh und trink mein Kaffee und bin einfach die glücklichste Person auf Erden, wenn ich das machen kann und den Sonnenaufgang beobachten.

00:07:51: Und da fühle ich mich heimisch.

00:07:52: Also da würde ich sagen, das ist meine Heimat.

00:07:54: Aber andere Orte würde ich gar nicht so sagen.

00:07:57: Ich finde, Heimat ist mehr so fast wie ein Gefühl eigentlich.

00:08:01: Genau und ich finde auch, es gibt mehrere.

00:08:03: Natürlich fühle ich mich auch in meiner Wohnung in Dresden jetzt super heimisch, weil ich es einrichten konnte, überall Plakate hängen von irgendwelchen Sachen, die ich mag und so.

00:08:10: Es ist einfach schön so.

00:08:11: Genau und das ist auch meine Heimat.

00:08:13: Aber

00:08:14: Deutschland.

00:08:15: Weiß ich nicht, genau.

00:08:16: Ja, also die Nation ist einfach so ein wackelige Konzept.

00:08:20: Also so sehr theoretisch.

00:08:25: Ja, und jeder Nation, jeden Staat hat unterschiedliche Facetten.

00:08:30: So wie du sagst, Bayern ist anders als Sachsen.

00:08:32: Und sogar zwei Städte, wo du gewohnt hast, Leipzig und Rieschen, sind weltweit mehr entfernte.

00:08:38: Unglaublich

00:08:39: unterschiedlich.

00:08:40: Genau.

00:08:42: Also so was Heimat bedeutet, es ist wirklich... schwierig.

00:08:45: Also, ich bin auch voll bei dir, indem ich denke, dass, ja, das mag ein kitschiges Satz sein, aber als ich Arzt war, habe ich diese Satz gedehnt und fand, ja, das entspricht meine Idee.

00:08:55: Das ist so, home is where your heart is.

00:08:58: Also, dein Zuhause ist wo dein Herz schlägte, wo deine Leute sind, wo du verstanden wirst, wo du deine Familie, deine Freunde, die vielleicht deine gewillte Familie sind, wohnen.

00:09:12: und von daher... fühle ich mich wohl hier in Deutschland in München.

00:09:16: Also ich wohne hier seit sieben Jahren.

00:09:18: Das nenne ich auch zu Hause, wenn ich mit Freunden von zu Hause in Italien rede.

00:09:24: Ich habe einfach zwei zu Hause.

00:09:26: Dann ist aber auch, es mag ja sehr idealistisch sein, aber ich habe auch so als Identität.

00:09:33: Ich fühle mich wieder unterprozent italienisch, noch unterprozent deutsch, ich fühle mich europäerin.

00:09:39: Also meine Kultur ist komplexer als einfach italienisch oder einfach deutsch oder einfach schwedisch, wo wo Teil meine Familie wohnt.

00:09:47: Meine, meine Kultur sind auch meine Leute.

00:09:49: Ich habe Freunde überall Europa und außer all Europa, die ich gerne mal besuchen kann für an Wochenende.

00:09:57: Und auch diese, ja, ich war schon ein paar Mal in Prag, in London, in... Zürich, Paris, keine Ahnung.

00:10:05: Also wo die Leute sind, dann jetzt letztendlich in Athen haben wir noch einen Freund besucht.

00:10:10: Also ich habe mich total wohl gefühlt, weil einfach dort wir Leute kannten, die uns in coolen, typische Orte gebracht haben mit anderen Freunden.

00:10:19: Zeitverbrachte, also... Heimat ist wirklich ein wackeliges Konzept.

00:10:26: Und ich verstehe auch nicht, warum es so auch politische Entscheidungen und ganze harten Sachen auf dem Basis für ein so unkonkretes Konzept basiert werden.

00:10:37: Das verstehe ich auch absolut gar nicht.

00:10:40: Wir hatten auch schon übergedeht über meine Verwandten, weil das ist ganz lustig.

00:10:45: Mein Vater hatte neuen Geschwister und viele sind ausgewandert, weil Sudan sehr, sehr schwierige politische Verhältnisse.

00:10:52: Genau, und das bedeutet aber für mich, dass ich überall Verwandte habe.

00:10:55: Also wirklich überall.

00:10:57: Genau, und vor allem meine Tante in London und die besuchen wir auch mehrmals im Jahr und da würde ich auch sagen, da fühle ich mich superheimisch.

00:11:04: Ich liebe meine Cousinen, die sind alle super seltsam und total verrückt und ganz, ganz wundervolle Menschen.

00:11:09: Genau, und dort fühle ich mich superheimisch.

00:11:11: Ganz, ganz winzige Wohnungen irgendwo im weniger reichen Viertel in London und es ist total klasse dort.

00:11:19: Und mit so winzigen Garten, das ist super Englisch, aber es ist toll.

00:11:23: Genau, oder in Schottland haben wir auch Leute, überall haben wir Menschen, die irgendwie mit mir verwandt sind.

00:11:29: Genau, und natürlich im Sudan, wo ich auch schon mal zwei Wochen war.

00:11:31: Und ich würde mich auch europäisch sehen, aber dann habe ich natürlich immer noch diese afrikanische Komponente,

00:11:38: die ich ...

00:11:38: nicht hinein kann quasi.

00:11:41: Die gibt es einfach, genau.

00:11:43: Aber ich war halt bisher leider nur zwei Wochen im Sudan und hab mir dort paar Sachen anguckt, so die drei Städte, mit denen mein Vater gewohnt hat.

00:11:50: Und ich hab mich sehr wohl dort gefühlt, weil ich wurde einfach so herzlich empfangen und alle haben sich gefreut, mich zu sehen und mein Vater wieder zu sehen und genau, weil er super lange nicht dorthin konnte.

00:12:00: Genau, das ist... würde ich auch irgendwo als meine Heimat bezeichnen.

00:12:03: Ich habe mich sehr wohl gefühlt dort.

00:12:04: Es war halt was komplett anderes als Deutschland, Europa, was auch immer so.

00:12:09: Aber es war auch schön dort.

00:12:10: Also genau, home is where your heart is, würde ich auch sagen.

00:12:13: Ja.

00:12:14: Ja, gutes Fazit.

00:12:15: Das war's für diese Folge, die, wo wir uns quasi eher so euch vorgestellt haben.

00:12:20: Wir werden ja weitere Folgen demnächst öffentlichen.

00:12:25: Folgt unsere Gespräche auf Soundcloud, Apple Podcast oder sonst, wo ihr Informationen über die Peter Kelly Stiftung um weiter Denken kriegt.

00:12:32: Die Musik ist von Kevin McLeod.

00:12:35: Und Like, Comment und Subscribe empfiehlt unsere Podcaste bei euren Freunden und Familienangehörige und alles Mögliches.

00:12:42: Oma, Opa.

00:12:43: Genau.

00:12:44: Wo wo eure Heimat ist.

00:12:46: Ah, sehr gut.

00:12:48: Für Kommentare, Fragen und Anregungen, die allsteckte Wochen sind, FDN, woher kommst du?

00:12:54: und ich komme aus dann aus meiner Mutter.

00:12:56: Deiner Mutter?

00:13:00: Ja, geil.

00:13:01: Okay.

00:13:01: Und ich komme aus meiner Mutter.

00:13:04: Bis zum nächsten Mal oder auch nicht.

00:13:06: Wir freuen uns.

00:13:07: Tschau.

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