Die Folge wo Mütter nicht ständig erklären sollten, dass ihre Kinder ihre Kinder sind
Shownotes
Eine junge Frau, die in Deutschland geboren wurde, (aufgrund ihrer Hautfarbe) aber häufig nach ihrer Herkunft gefragt wird, trifft sich mit einer nicht mehr ganz so, aber immer noch jungen Frau aus Italien, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt und ebenso häufig nach ihrer Herkunft gefragt wird. Das Ergebnis? Witzige und gleichzeitig tiefe Gespräche über Identität, Heimat, Rassismus und Gesellschaft, die zur Diskussion anregen und vielleicht Verständnis wecken. Bei „Die Farbe der Nation“ wird direkt und ungefiltert über die Dinge geredet die uns interessieren und bewegen. Dabei haben wir das Glück in zwei ganz besonderen Ländern zu Leben: Bayern und Sachsen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, vielleicht haben sie mehr gemeinsam, als man denkt.
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Musik: Music from filmmusic.io "Gymnopedie No. 3" by Kevin MacLeod (incompetech.com) License: CC BY (creativecommons.org/licenses/by/4.0/)
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00:00:00: Dach
00:00:00: und Servus.
00:00:01: Aus zwei Freistaaten.
00:00:03: Ich bin Sarah, die hundertprozentdeutsche, aber auch fünfzigprozentzulanesische Studentin aus Halle.
00:00:08: Und ich bin Carmen, die hundertprozentitalienische, aber auch hundertprozentdeutsche Bildungsreferentin der Pitka-Caddy-Stiftung.
00:00:14: Und ihr seid bei dem Podcast, da die Farbe der Nation gelandet.
00:00:19: Was machen wir?
00:00:20: Hier reden wir über komplizierte Themen wie Alltagsrassismus, Identität, Heimat und Integration mit einer gewissen Ironie und ganz direkt.
00:00:26: Weil schon viele diese Themen betrachten, aber eher über die Integration der anderen reden als über die eigene Erfahrung.
00:00:31: So folgt uns in dieser ewige Diskussion.
00:00:47: Wir sind hier in Leipzig bei den
00:00:49: netten Konstanzen, die mich hier aufgenommen hat in ihrer Wohnung, die auch sehr schön geschmückt
00:00:53: ist.
00:00:55: Richtig Weihnachtlicht.
00:00:56: Genau.
00:00:57: Die vorgekommte vielleicht Ende Januar raus, aber wir nehmen unter Weihnachtszeit.
00:01:03: Deswegen kann auch sein, dass wir vielleicht ein paar so Hintergrundsgeräusche hören werden, weil bei mir gerade Backzeit ist auf hohen Touren mit meiner Mama.
00:01:14: Oh,
00:01:15: süß.
00:01:16: Ich hab gestern gebacken mit meiner
00:01:17: Haare.
00:01:18: Sehr schön.
00:01:20: Genau, aber Konstanze stelle ich doch einfach mal vor, was hat dich zu dem Verband geführt und was machst du jetzt gerade so?
00:01:28: Ja, also erst mal, hallo, ich bin Konstanze und wohne Leipzig.
00:01:33: Ich bin vor zweieinhalb Jahren von Kenia nach Deutschland zurückgekehrt, hab ich da vor fünf Jahren Kenia gelebt.
00:01:40: war, als ich dann in Deutschland angekommen bin, natürlich auf der Suche nach Kontakten zu Internationalität, zu Menschen aus Afrika, aber auch aus anderen Ländern, weil ich das einfach auch so jetzt gewöhnt war in Kenia, dass einfach viele Kulturen und Menschen zusammen waren und hab halt geschaut und gesucht, was gibt es so in Deutschland, was gibt es vor allen
00:02:01: Dingen in Leipzig
00:02:02: und da bin ich auf den binationalen Verband gestoßen und so bin ich zu dem Verband gekommen.
00:02:09: So muss es eigentlich auch
00:02:10: sein, wenn man sucht.
00:02:12: Genau, schön, dass es schon das Angebot da war.
00:02:15: Vielleicht noch mehr, ja, vielleicht persönlich zu dir, warum wir auch dich kontaktiert haben, bzw.
00:02:24: Carmen hatte ich ja, also Carmen Colinas, nicht dass es klingt, wie ich jetzt dritter Person über mich rede.
00:02:33: Also... Genau, Carmen, die wir interviewt haben, die Folge ist im Dezember rausgekommen.
00:02:39: Mit ihr hat dich kontaktiert unter anderem und gefragt, ob du Bockmin hattest, mit uns den Podcast aufzunehmen.
00:02:46: Wir haben ein bisschen hin und her geredet.
00:02:48: Ah, worüber könnte wir darüber reden?
00:02:50: und so weiter und so fort?
00:02:51: Weil du gemeint hast, ich habe selber keinen Migrationshintergrund.
00:02:55: Aber ich bin Mutter eines Schwarzen Kindes.
00:02:58: Es könnte vielleicht auch mal interessant sein, darüber zu sprechen.
00:03:04: Ich fühle mich ja nach so einer langen Aufenthalt in Kenia nicht mehr so hundertprozentheimisch.
00:03:11: Und das haben wir schon in der letzten Folge mit Paju mitbekommen.
00:03:15: Sie hat auch eine... weiße deutsche Mama, die dann auch wegen ihrer Erfahrungen mit einem nicht weißen Kind dann ein bisschen sich entfremd gefühlt hatte.
00:03:27: Wie ist das bei dir?
00:03:29: War das auch Teil deinem Motivation zu verbannt zu kommen oder war quasi teilweise Zufall?
00:03:35: und dann du bist... Das hast du auch davon profitiert von den ganzen Angeboten?
00:03:40: Nee, ich hab schon konkret gesucht.
00:03:42: Es war schon so, dass ich natürlich im Video schon richtig gesagt hab, ich bin Mutter eines schwarzen Kindes.
00:03:48: Und in Kenia war das jetzt kein Problem, weil da war mein Kind einer von vielen.
00:03:54: Und war halt, also es ist ja auch sein Zuhause in Kenia, aber in Deutschland ist es natürlich auch sein Zuhause, aber es gibt ja nicht so viele schwarze Menschen, sondern die meisten sind halt hellhäutig.
00:04:06: Und da war es halt schon sehr auffällig.
00:04:09: Und gerade so die erste Zeit ... Ja, es wurde halt ... Ich wurde halt überall angesprochen.
00:04:14: Und mit den skurrierendsten Geschichten und Gedanken, die die Menschen zu mir und meinem Kind hatten.
00:04:21: Von Fragen, bis ist das überhaupt dein Kind?
00:04:24: Bis zu
00:04:26: anderen Fragen halt, wie ich irgendwie zu diesem Kind komme.
00:04:30: Und das war für mich halt schon irgendwie sehr ... Ja, schräg.
00:04:36: Ich komme in meine Heimat zurück und habe mich schon ein Stück weit auch fremd gefühlt.
00:04:41: Ich hatte mich in den fünf Jahren in Afrika in die afrikanische Kultur hineingeliebt.
00:04:48: Ich habe mich wahrscheinlich auch als Mensch weiterentwickelt.
00:04:52: Man entwickelt sich immer weiter und verändert sich auch immer.
00:04:55: Aber hatte dann wahrscheinlich auch noch mal ... Gedanken, die halt schon der afrikanischen Kultur beruhen oder auf die Auseinandersetzung einfach mit einer eigenen Kultur, die in der Kindheit einfach erfolgt ist, dass man irgendwie ... Ich hab einfach vom Außer-Nummer zurückgeschaut.
00:05:11: Auf meine Erziehung, auf meine Kindheit, auf meinen Denken.
00:05:14: Und mich halt gefragt ist, ist das wirklich alles so?
00:05:16: Und dieses Denken hab ich dann natürlich irgendwie auch reflektiert und hab dann irgendwie für mich auch grundsätzlich neue Werte entwickelt.
00:05:24: Und mit diesen neuen Werten, mit diesen neuen Dingen, im Laufe dieser fünf Jahre Afrika bin ich dann zurückgekommen und hab halt irgendwie gemerkt, ich denke anders, ich handle anders.
00:05:32: Irgendwie, ja, das bin ich irgendwie auch ein Stück anders geworden.
00:05:36: Das Land hat natürlich auch weiterentwickelt.
00:05:38: Und ich denke, das sind so die Gründe, warum ich mich auch sehr fremdgefühlt habe.
00:05:42: Dazu noch mit einem ... was zu dem Zeitpunkt wenig Deutsch konnte und einfach natürlich auch aufgrund seines Aussehens auffällig ist.
00:05:52: Das war so eine Kombi, wo ich gesagt habe, ich brauche jetzt irgendwie auch ein anderes Setting, ich brauche für mich irgendwie eine andere Community und mich deshalb auf den Weg gemacht habe und den Verband gesucht habe und mich da aufeinander setzen wollte, mit was gibt es in Deutschland
00:06:07: schon an Internationalitäten, weil
00:06:09: ich mir gut vorstellen konnte, dass es mir nicht alleine
00:06:12: nur so geht.
00:06:14: Cool.
00:06:15: Vielleicht noch kurz, bevor wir eher zu dem ... Thema vorgekommen.
00:06:20: Wir hatten ja mittlerweile schon zwei Folgen über Auslandsjahre in Afrika, in afrikanischen Länder gemachte.
00:06:27: Die zweite kommt eigentlich nach deiner Folge, also teaser, no spoiler.
00:06:31: Aber ja, deshalb vielleicht ganz kurz, wie war das für dich?
00:06:35: Warum bist du nach Kenia gegangen?
00:06:38: Und inwieweit hat dich verhindert?
00:06:41: Du hast schon gesagt, er hat mich verändert.
00:06:43: Die sind ein bisschen so offene, internationale Mentalität.
00:06:48: Was Konkreteres?
00:06:49: Ja, also warum bin ich gegangen?
00:06:51: Das ist eigentlich eine Frage, die sie relativ leicht beantworten lässt.
00:06:55: Ich habe als Physiotherapeutin gearbeitet, hatte eine Leitungsposition, die lässt man ja nicht so einfach hinter sich zurück.
00:07:03: Aber tatsächlich hatte ich Lust einfach mal känze lernen, wie funktioniert Physiotherapie im Ausland.
00:07:09: Also, meine Grundsatzidee war eigentlich nicht, in den Entwicklungszusammenarbeit zu gehen, sondern nur, wie funktioniert diese Therapie im Ausland.
00:07:16: Und ich hab sehr viel im Internet recherchiert und bin dann auf meine Entsenderorganisation gestoßen.
00:07:21: Das war eine Schweizerorganisation, die hieß damals noch Betlehemission.
00:07:25: Und fand ihre Wohmpage sehr ansprechend sehr interessant.
00:07:30: Und da wurde gesagt, ja, es gibt so eine Info-Veranstaltung.
00:07:33: Da hab ich gesagt, da fahr ich einfach mal hin und hümmel das an.
00:07:36: Und als ich mich angemeldet ... habe, wurde mir gedacht, du bist doch aus Deutschland, da musst du in die deutsche Regionalstelle gehen.
00:07:44: Die waren rotweilsam, ich habe in der Nähe von Stuttgart gearbeitet, es war nicht so weit weg und da bin ich einfach mal hingefahren, habe einen Termin ausgemacht, bin da hingefahren und die Regionalstellenleiterin hat mich sehr nett empfangen und wir haben dann zwei Stunden geredet und geredet und geredet.
00:08:02: Und irgendwann holte sie ein Stellenangebot, das ihrem schreibt und sagt, ich hätte da mal so etwas für dich.
00:08:10: Ist das was für dich?
00:08:12: Dann hab ich mir das durchgelesen.
00:08:13: Das war eine Stelle in der Entwicklungszusammenarbeit für drei Jahre in Kenia.
00:08:19: wo ich als Physiotherapeutin mit benachteiligten Kindern arbeiten sollte.
00:08:23: Ach so.
00:08:24: Und auch lokale Therapeuten in der Physiotherapie weiterbilden sollte und eine Gerückelung um Entwicklung machen soll.
00:08:29: Also gab's so eine Stellenbeschreibung.
00:08:31: Und die hat einfach ... Ich hab die mir durchgelesen, hab die ihr zurückgegeben und gesagt, das ist meine Stelle.
00:08:37: Wo kann ich mich bewerben?
00:08:38: Was passiert jetzt mit mir?
00:08:41: Wie komme ich zu dieser Stelle?
00:08:43: Ja, und dann hat sie das Bewerbungsverfahren gestartet.
00:08:45: Und ... Ein Jahr später bin ich dann nach Kenia ausgeflogen, ausgereift.
00:08:51: Und ja, ich hab mich natürlich super gefreut.
00:08:53: Afrika wollte schon immer, schon in der Pubertät, dreizehn, vierzehnjährige.
00:08:58: Ja, in Entwicklungszusammenarbeit war ich dann aufspannend, nachdem ich mich damit noch intensiver durch das Bewerbungsverfahren beschäftigt hatte.
00:09:04: Und drei Jahre ist jetzt auch nicht so lang.
00:09:06: Am Ende wurden es dann halt fünf.
00:09:08: Aber das, ja, es war halt irgendwie, es war genau die richtige Tür.
00:09:13: Es hat einfach gepasst.
00:09:15: von allen Seiden.
00:09:16: Okay, spannend.
00:09:17: Genau.
00:09:18: So bin ich da hingekommen.
00:09:19: Aber da hab ich jetzt eine
00:09:20: Frage.
00:09:21: Und zwar, inwieweit ist denn Physiotherapie anders in anderen Ländern?
00:09:25: Also, was
00:09:25: ist denn hier so
00:09:28: klar?
00:09:28: Also, gibt's da wirklich so... krass so...
00:09:35: also... Es gibt total viele Unterschiede vom Ausbildungssystem her.
00:09:38: In Deutschland ist es noch eine Ausbildung.
00:09:40: In vielen europäischen Ländern ist es in Collegeabschluss, in Bachelorabschluss.
00:09:45: In der USA geht es sogar bis Master Doktor.
00:09:47: Also es ist ein Studium.
00:09:49: Dann ist natürlich das Gesundheitssystem in jedem Land anders.
00:09:52: Das heißt, in den meisten Ländern ist die Physiotherapie in Direktzugang.
00:09:55: Das heißt, man kann einfach zum Physiotherapeutin gehen, bezahlt ihn oder die Kasse bezahlt ihn, man ist da registriert.
00:10:01: In Deutschland ist es so, dass man das zum Arzt geben muss.
00:10:04: Und wer verschreibt einen dann die Physiotherapie?
00:10:07: Also man ist quasi dem Arzt untergeordnet und ist ausführende.
00:10:11: Ausführendes Organ, während man in vielen Ländern einfach mit selbstbestimmendes Organ ist.
00:10:16: Und dann natürlich eine andere Verantwortung hat.
00:10:19: Und das ist halt so der große Unterschied.
00:10:21: Inhaltlich, was man dann an Techniken und Methoden macht, das ist, glaube ich, weltweit relativ ähnlich, je nachdem, was welche Weite und Fortbildung man natürlich noch macht.
00:10:31: Aber so dieses politische System, wie Physiotherapie im Rahmen der Gesellschaft funktioniert, das ist doch sehr unterschiedlich.
00:10:38: Genau.
00:10:39: Das war eigentlich so meine Ursprungsmotivation.
00:10:41: Ich fand es toll, dass ich als Physiotherapeut in deinem Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten konnte.
00:10:46: Was ja nicht so selbstverständlich ist.
00:10:49: Weil es wenig solche Stellen gibt.
00:10:51: Es gibt viel so Projektmanager, Friedensarbeit.
00:10:56: Theologische Bereiche, also kürstliche Bereiche.
00:11:00: Aber dass man jetzt als Therapeut in die Entwicklungsverarbeit gehen darf, ist eigentlich sehr selten.
00:11:06: Da gibt es wenig Stellen.
00:11:07: Deswegen war das eigentlich für mich so eine ganz tolle Sache, dass ich
00:11:11: das gerade ... Cool.
00:11:12: Schon was Neues gelernt.
00:11:14: Ja, natürlich.
00:11:16: Krass, cool.
00:11:17: Genau,
00:11:17: dann hattest du vorhin noch eine zweite Frage gestellt, die hab ich jetzt leider vergessen.
00:11:21: Wie weit das Jahr dich verändert hatte.
00:11:24: Ach so.
00:11:24: Ja, das ist natürlich auch eine spannende Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist.
00:11:29: Ich hab's ja vorhin schon gesagt, man kommt in eine komplett neue Welt.
00:11:33: Also, ich war so das System Deutschland gewöhnt und das ... funktioniert jetzt in Kenia nicht so historisch kohlerell gesehen.
00:11:41: Das heißt, es war erst mal alles Englisch, alles Kiswahelie.
00:11:46: Ich frage die zweite Landespare in Kenia.
00:11:49: Dann, ja, einfach das gesamte System, das Klima ist schon ein anderes.
00:11:55: Also ich musste mich erst mal körperlich an das Klima gewöhnen.
00:11:57: Die ersten Wochen habe ich viel geschlafen.
00:11:59: Aufgrund der Höhe, also in der Robi ist tausendsechseitend Meter über Meeresspiegel, da braucht es ein bisschen mehr rote Blutkörbischen, die sich erst mal bilden müssen.
00:12:06: Deshalb ist man am Anfang sehr müde.
00:12:08: Und ja, man kann halt nicht einfach mit so einer Stadtkarte hantieren und sagen, okay, so komme ich von A nach B. Sondern man muss sich irgendwie so Kreuzungen und Dinge merken, weil auch die Kenianer an sich nicht wirklich mit Stadtkarten arbeiten können.
00:12:23: Sondern die wissen halt, die kennen halt einfach ihre Wege.
00:12:27: Dann muss man halt auch so die Wege einfach kennenlernen.
00:12:29: Ja, so durch diese Einführungszeit habe ich natürlich so viel verglichen.
00:12:33: Und dann hab ich halt irgendwie auch mir so überlegt, ist das, wie ich so denke, immer so richtig?
00:12:38: Wer sagt denn, dass es immer so zu sein hat, kann ja auch anders gut sein und richtig sein.
00:12:43: Und das waren dann eigentlich so die Bereiche, wo ich dann so ein bisschen ins psychologisch-philosophische gekommen bin, wo ich mich einfach gefragt hab, ja, wer sagt was richtig und was falsch?
00:12:52: Wer sagt, dass das so zu sein hat, dass die Kinder erst mit sechs in die Schule zu gehen haben und vorher in den Kindergarten
00:12:59: gehen
00:12:59: müssen?
00:12:59: Oder wer sagt denn, dass das politische System immer so und so sein muss?
00:13:04: Und das waren dann halt schon die Bereiche, wo ich dann mit meinen eigenen Glaubenssätzen, mit eigenen Vorstellungen, wie die Welt zu sein hat, in den Konflikt geraten bin und dann festgestellt habe, dass ... durchaus anders gut funktionieren kann.
00:13:19: Dass halt auch Pünktlichkeit für Deutschland vielleicht einen Wert hat, aber in anderen Ländern, dass auch schwierig sein kann, wenn man pünktlich um zwölf da ist, weil jeder damit recht, dass man erst um eins kommt.
00:13:30: Auch das kann eine Form von Höflichkeit sein, wenn der Gastgeber einfach weiß, er hat nur eine Stunde.
00:13:35: länger Zeit und sich nicht so stressen muss.
00:13:38: Und wenn ich dann den Stress auf atme und um zwölf komme und erresche, damit ich um eins komme, dann ist es vielleicht nicht so höflich oder so.
00:13:48: Und das sind einfach die Auseinandersetzungen mit anderen Werten, die mich dann begleitet haben in diesen fünf Jahren.
00:13:56: und die natürlich auch mich ein Stück weit verändert haben.
00:13:59: Dazu kommen natürlich einfach auch Ereignisse, die man erlebt.
00:14:03: Kenya ist halt ein Land, wo auch wenig staatliche soziale Absicherung da ist.
00:14:08: Das heißt, für mich war es dann natürlich sehr beeindruckend auch, wie gehen Menschen mit Lohzituationen um?
00:14:15: Weil, wenn man keine Arbeit hat, dann hat man auch kein Geld.
00:14:18: In Deutschland geht man zum Arbeitsamt und hat man jahrlang eine Absicherung.
00:14:22: Dann geht man zum Sozialamt, dann kriegt man Hartz IV, dann kriegt man
00:14:24: Wohnengeld.
00:14:25: Also am Ende kann in Deutschland jeder eigentlich in der Wohnung wohnen und das Krankenkassen versichert, wenn man es mal so betrachtet.
00:14:32: In Kenia ist das nicht so, hab ich keinen Job.
00:14:34: Dann kann ich meine Miete nicht bezahlen, dann kann ich mir nichts zu essen kaufen, dann kann ich meine Kinder nicht in die Schule schicken.
00:14:39: Auch Schulsystem ist kostet Geld, während wir in Deutschland das Privileg genießen, unsere Schulen frei zu haben.
00:14:46: Ja, das sind natürlich einfach Dinge, wo ich mich dann auch noch mal mit ... der Psychologie von Menschheit beschäftigt hat.
00:14:52: Und auch plötzlich mir sehr bewusst wurde, wie privilegiert wir hier in Deutschland sind, was wir für ein Supersystem haben und was es für ein Glück war, dass ich in so eine Welt geboren worden bin.
00:15:02: Jetzt für mich, weil wenn jetzt meine Eltern wurden nach der Wende auch arbeitslos, wäre vielleicht mein Leben ganz anders gewesen, wenn es diese ganzen Systeme nicht gegeben hätte.
00:15:13: Und das hat mich natürlich auch zu dem Punkt geführt, einfach Menschen anders zu sehen.
00:15:18: wenig zu bewerten, recht nicht zu bewerten, weil wer bin ich, dass ich bewerten kann.
00:15:24: Ich bin nie in diesen Schuhen in dieser Situation gewesen.
00:15:26: Ich hatte nie nachts ohne Essen ins Bett gegangen.
00:15:30: Ich hab nie Hunger erlitten.
00:15:32: Und das hat mich dann doch auch sehr verändert.
00:15:35: Und durch meinen Beruf als Physiotherapeutin durfte ich natürlich auch ins Gesundheitssystem hineinschnuppern und hab halt einfach auch erleben müssen.
00:15:44: was für mich auch emotional sehr traurig und sehr schwierig war, wie Kinder wegen Lungenentzündungen einfach gestorben sind, weil die Eltern halt einfach kein Geld hatten, die zehn oder zwanzig Euro, die der Arzt gekostet hat, umgerechnet, die nicht hatten, um zum Arzt zu gehen.
00:16:00: Und dann ist dieses Kind halt gestorben.
00:16:02: Ja, dann hab ich auch einen anderen Bezug zu Geld bekommen, weil ich hab dann irgendwie gedacht, es war eine Zmütte, die ich kannte.
00:16:09: Es waren Kinder, die sich gut entwickelt haben.
00:16:11: Ich dachte, ich hätte dir die zwanzig Euro gegeben.
00:16:15: Klar, sie haben mich nicht gefragt, was ich auch verstehen kann.
00:16:18: Ich kann dir auch nicht jeden alles bezahlen.
00:16:20: So viel Geld hatte ich jetzt auch nicht.
00:16:22: Aber es hat mich noch mal verändert, in sich dich dessen, wie ich jetzt über Geld denke.
00:16:26: Und dann natürlich auch in so eine Gesellschaft zurückzukommen, in so eine Konsumgesellschaft wie Deutschland
00:16:31: ist, wo
00:16:32: Vorfallsdaten mogen, schmeiß ich weg.
00:16:34: Das ist schon sehr, sehr schwer.
00:16:37: Also nach wie vor noch schwer für mich, wenn ich sehe, wie Menschen hier mit Geld umgehen und sich immer über dieses Land aufregen und gar nicht wissen, in welchem Starafen kann sie eigentlich leben.
00:16:46: Das ist nach wie vor für mich sehr schwierig.
00:16:51: Ich fand diese Frage sehr wichtig, um dich so besser vorzustellen, deine Hintergrundwissen und Positionen, weil wenn es um die eigene Familie und wie man hier lebte, ist diese Erfahrung natürlich extrem prägend für dich gewesen.
00:17:06: Vielleicht dann doch... zum Hauptthema der Folge.
00:17:10: Ja,
00:17:10: genau.
00:17:11: Wir haben ja schon zwei Folgen mit meiner Mutter geredet, die auch eine weiße Frau ist mit zwei POC-Kinder aus verschiedenen Hintergründen.
00:17:18: Und
00:17:19: da hatten wir natürlich auch über diese Erfahrung geredet, einen anderen Hintergrund zu haben als das eigene Kind.
00:17:24: Und wie das vielleicht auch positiv sein kann, wie das negativ natürlich trotzdem sich teilweise auswirken kann.
00:17:30: Und generell, was du so für Erfahrung gemacht hast, wie das für dich ist, wie sich das anfühlt, wie das sich
00:17:35: vielleicht auch entwickelt hat.
00:17:38: Gerade unter dem Hintergrund, dass du auch lange in den Klinien warst und dann erst mit dem Kind nach Deutschland gekommen bist, wie das vielleicht auch anders sein kann.
00:17:46: Ja, genau.
00:17:47: Das sind viele Fragen ein.
00:17:51: Natürlich ist es schwierig, nicht den gleichen Hintergrund zu haben.
00:17:55: Weil ich kann zwar bis zum Wissenpunkt Erfahrungen, die mein Kind gemacht hat und machen wird.
00:18:01: das nachvollziehen, aber nur bis zu diesem Punkt.
00:18:04: Weil ich selber nie in seiner Haut stecken werde, nie in seinem Körper sein werde.
00:18:09: Ich kann es deshalb vielleicht ein bisschen mehr verstehen, als jetzt vielleicht eine weiße Motor, die hier ein farbiges oder ein POC-Kind bekommen hat und nie in dem Land der Eltern, also des Vaters war.
00:18:22: Weil ich natürlich auch als Weise in Afrika natürlich auch sehr auffällig war.
00:18:27: Und von der Seite her ... kann ich zumindest das Gefühl, diese permanente Aufmerksamkeit zu bekommen, weil man anders aussieht.
00:18:34: Das kann ich, glaube ich, mit meinem Kind gut teilen und ihn auch gut begleiten und auffangen.
00:18:38: Was das natürlich betrifft im Richtung rassistische Äußerungen, kann ich jetzt weniger begleiten, weil ich ... wurde vielleicht diskriminierend, aber jetzt wurde nie rasistisch behandelt in Kenia.
00:18:50: Und ich glaube, das ist nochmal ein Unterschied, wo ich mich auch so ein bisschen hilflos fühle, weil ich ihn da nur bis zu einem bestimmten Punkt begleiten kann.
00:18:58: Ich bin halt jetzt irgendwie nicht eine schwarze Frau, die halt ... irgendwie ihn da nochmal besser anders durchtragen kann, wie das vielleicht einfach Eltern können, die schwarz sind, die vielleicht nach Deutschland gekommen sind.
00:19:11: Die können das mit ihren Kindern, glaube ich, mehr teilen.
00:19:14: Von der Seite her, das ist für mich ein bisschen schade, da bin ich aus der Traurik drüber.
00:19:18: Ja, wie gehe ich damit um?
00:19:19: Ich versuche einfach für meinen Sohn in den Umfeld aufzubauen.
00:19:24: Zu anderen POCs, Familien, zu afrikanischen Menschen oder zu anderen farbigen Menschen, die dann vielleicht irgendwann Freunde für ihn werden können, sodass er dann dort einfach ein Netzwerk hat, andere Kinder, andere Eltern, wo er sich vielleicht austauschen kann.
00:19:42: Also eine gute Freunde von mir zum Beispiel.
00:19:44: mit dem Kenianer verheiratet, dass da vor Vorstand sind, dass es jetzt zwischen dem Kenianischen Mann und dem Norden eine Beziehung wächst, dass das vielleicht irgendwann für ihn mal, wenn er an dem Alter ist, er eine Ansprechperson hat.
00:19:56: Das ist jetzt so eine Möglichkeit.
00:19:58: Ich engagiere mich im internationalen Verband, ich habe Kontakte zu Eltern.
00:20:04: schwarzer Kinder.
00:20:05: Also ich bin so ein Verein und versuch das dann natürlich auch mich selbst zu belesen.
00:20:09: Erfahrungen von schwarzen Menschen sind mir dabei sehr wichtig.
00:20:13: Ich versuche dann immer wieder ihre Ratschläge mit anzunehmen, um mein Handeln zu reflektieren.
00:20:20: Und ich versuche einfach ganz viel über Diversitätsspielzeuge, über Bücher, über Geschichten.
00:20:25: Einfach auch ein Stück die kindianischen Kultur hier leben zu lassen.
00:20:30: Und versuch das so ein bisschen, als unseren Alltag zu integrieren, was ich für meinen Sohn sehr wichtig finde, aber was für mich umgekehrt sehr schwierig ist, weil viele meiner Freunde, die jetzt mit diesem Thematik gar nicht konfrontiert sind, auch nicht nachvollziehen können, die dann oft englisch übertreiben, warum ich denn unbedingt ein Buch mit schwarzen Figuren hätte, warum das denn so wichtig sei.
00:20:54: Und er wäre doch jetzt Deutsche und Erlebtor in Deutschland und da wäre es doch wichtig, die deutsche Kultur zu kriegen.
00:21:00: Da hab ich schon viele Auseinandersetzungen, auch im eigenen Freundschaftskreis, was ich sehr schade finde und was auch manchmal für mich sehr schwer ist, mich da immer wieder erklären zu müssen und immer wieder da auch Unterstützung, um das so zu erklären, dass da auch Unterstützung kommen kann und Verständnis irgendwie zu begreifen bei den anderen irgendwie zu beginnen oder dass die Menschen mal darüber nachdenken oder sich halt auch mal selber mit den eigenen Gedanken auseinandersetzen.
00:21:29: Und das ist schon täglich so.
00:21:31: Wenn ich dann von meinem Kind erzähle oder Bilder zeige, dann kommt halt oft so ... Ach,
00:21:34: wie süß!
00:21:37: Schocko-Kind oder so.
00:21:38: Und das ist halt schon eine Bemerkung, wo ich so denke, nee, sorry, das ist jetzt positiver Rassismus.
00:21:44: Ich weiß, du meinst es jetzt nicht böse, aber das geht halt nicht.
00:21:48: Und dann fängt man halt wieder an zu erklären.
00:21:52: Und ja, das ist schon so Alltag für mich.
00:21:56: Auf dem Weg hierher, wirklich.
00:21:59: An der S-Bahn-Handstelle hat mir so eine alte Dame
00:22:01: die Haare
00:22:03: gegriffen.
00:22:03: Echt?
00:22:03: Ich hab mich
00:22:04: total erschrocken.
00:22:05: Ja, wirklich.
00:22:05: Die
00:22:05: ist doch immer schöner.
00:22:06: Ich dachte so, was ist das denn jetzt hier?
00:22:09: Ja, das ist immer so eingefallen.
00:22:10: Genau, das ist halt auch immer wieder.
00:22:12: Das haben auch viele mit meinem Sohn gemacht am Anfang.
00:22:15: Aber der hat das schon ganz gut gelernt.
00:22:16: Er sagt dann immer laut, Mama, die haben
00:22:20: hier die Haare
00:22:20: gegriffen.
00:22:21: Aber so richtig laut, ne?
00:22:23: Ja, geil.
00:22:25: Und
00:22:25: dann gucken mich die Eltern oder älteren Menschen mal erschrocken an und sagen, wenn ich ihn in die Haare greifen würde, wie fänden Sie das
00:22:31: denn?
00:22:33: Und dann ist aber so eine Verlegenheit da, ne?
00:22:36: Aber ja, genau, das sind so die Alltagsthemen oder halt, ja, was ist noch so?
00:22:41: Ja, der ist halt süß.
00:22:42: Wir waren im Urlaub.
00:22:44: Ich hab irgendwann aufgehört, die Strichliste zu machen.
00:22:46: Wie oft?
00:22:47: Da ist so ein Satz K. Ich konnte ihn dann schon nicht mehr hören.
00:22:52: Es gibt noch so tausend verschiedene, einfach so subtile Bemerkungen, die Menschen gar nicht wissen, dass das verletzt ist.
00:23:01: Zum Beispiel struppige Haare oder so, ne?
00:23:04: Wahrscheinlich deine Haare, so schön wie ich sie finde, würde wahrscheinlich für viele Menschen so struppig sein.
00:23:09: Und dann muss ich dann immer meinem Sohn, der fängt dann auch schon an, so was zu sagen, weil er den Menschen kopiert.
00:23:14: Da denke ich, nee,
00:23:15: eure
00:23:15: Haare sind super und die sind nicht struppig.
00:23:18: Die sind toll.
00:23:20: Also, das ist einfach so, wo ich ihn halt auch immer wieder was anderes sagen muss, als er von der Gesellschaft so ... so gestiert bekommt, ne?
00:23:27: Weil sonst macht er das auch und weiß eigentlich gar nicht, dass er über sich selbst dann irgendwann redet.
00:23:32: Ja, ja, klar, das ist schwer, das zu differenzieren manchmal.
00:23:35: Und vor allem auch, also, ja, die Haare sind irgendwie mal das krasseste Thema,
00:23:39: mich das Gefühl.
00:23:41: Ich werd so oft gefragt, ob ich die kenne.
00:23:43: Und dann frag ich mich immer so ...
00:23:44: Ja, natürlich, wenn die ihn kennen.
00:23:46: Das ist
00:23:47: eine schöne Frage, so.
00:23:48: Da kann ich die campen, wie ich
00:23:49: möchte.
00:23:50: Und die sind super schön.
00:23:52: Dankeschön.
00:23:55: Das ist sogar wirklich.
00:23:57: Aber
00:23:57: die Leute, die merken das nicht, dass das irgendwie verletzend oder
00:24:01: übergluffig
00:24:02: ist, dass es zu viel ist, dass es viel zu persönlich ist, für jemanden, den man überhaupt nicht kennt, ist das halt ...
00:24:07: Ja, ich finde es aber auch wichtig, die Haare so als Symbol zu haben.
00:24:11: Ich leg dabei meinen Sohn auf viel Wert drauf.
00:24:13: Und dann kommt er über im Sommer hoch, willst du nicht mal die Haare schneiden?
00:24:16: Denn ne, wenn dann kriegt er eine schöne ... Afrikanische Versuche, schön hier abpasiert oben, super krass das oder
00:24:23: irgendwas.
00:24:24: Also das ist halt wirklich einfach, ich sage das ist ein Stück deiner Kultur, das musst du doch auch leben.
00:24:30: Und da versuche ich ihn immer sehr zu bestärken und ihn da auch zu schützen, wenn dann Bemerkungen kommen.
00:24:37: Ich glaube momentan ist es so, dass er auf seine Haare ist ja stolz.
00:24:44: Das ist halt so, dass was ich so denke, was ich mitgeben kann.
00:24:47: Ich versuche ihn halt einfach stark zu machen.
00:24:49: Und irgendwie zu zeigen, dass viele Menschen die Dinge reden.
00:24:52: Na ja, nicht so gut sind.
00:24:55: Sarah, siehst du Parallelgeschichten zu deiner Mutter und eure Erfahrungen als Familie?
00:25:01: Wie fühlst du dich jetzt gerade?
00:25:03: Ist das so, oh, deja vu?
00:25:05: Ja,
00:25:06: natürlich total.
00:25:08: Was mir so auch gefallen
00:25:08: ist, ist vor allem,
00:25:10: meine Mutter wurde ganz oft gefragt, ob das halt ihr Kind ist.
00:25:13: Also, ob
00:25:14: ich
00:25:14: ihr Kind bin und dann mal so ganz leise ... Die Leute tun immer so, als würden Kinder das nicht mitkriegen.
00:25:19: Aber ich hab das halt mitgekriegt.
00:25:21: So, ist das adoptiert?
00:25:22: Warum sieht das denn nicht?
00:25:23: Ja, also nach dem Wort ... Ja, wirklich, weiß ich ja auch nicht aus für meine Rote.
00:25:27: Von daher ... Das kriegt man als Kind.
00:25:29: Da kann ich so richtig verstanden.
00:25:31: Es ist so ganz im Nachhinein
00:25:34: erst, dass dann das klar
00:25:36: wird, was es überhaupt heißt und wie furchtbar das ist.
00:25:39: Das vor dem Kind zu sagen, nach dem Motto, das ist, das kann auch gar nicht erst sein.
00:25:44: Das ist schon wirklich heftig gewesen.
00:25:47: Aber ja, natürlich.
00:25:48: Und das mit den Haaren.
00:25:49: Na ja, es sind halt immer so Kommentare.
00:25:51: Ich glaub, das war bei meinem Bruder auch noch schlimmer.
00:25:53: Da hatten wir auch in der Folge drüber geredet, weil das noch mal ganz andere Zeiten waren.
00:25:59: war das deutlich noch furchtbarer.
00:26:01: Jetzt ist das eher ein bisschen positiver Rassismus im Sinne von Schokokind.
00:26:06: Was solche Sachen halt, ist gut schon.
00:26:08: Aber trotzdem, also gerade mit diesen Fragen, das hatte ich gerade, als ich wiedergekommen bin, auch ganz oft.
00:26:15: Und ich glaube, mein Kind hat tatsächlich mitgekriegt.
00:26:17: Weil er hat dann irgendwann angefangen und hat gesagt, Mama, du kannst ja gar nicht meine Mama sein.
00:26:25: Und da habe ich gesagt, wieso das denn nicht?
00:26:27: Ja, du siehst ja nicht so aus wie ich.
00:26:30: Da war ich natürlich in meinem Herzen sehr
00:26:33: verletzt.
00:26:35: Man sieht das ja auch da.
00:26:37: Seitdem gibt es überall die Bilder.
00:26:38: Die werden auch noch im ganzen Wohnen verteilt werden.
00:26:41: Ich hab dann wirklich die Baby-Bilder rausgeholt, hab mich mit ihm hingesetzt und hab ihm alle Bilder der Schwangerschaft, der Geburt.
00:26:48: Und unsere ganze Zeit in Kenia eigentlich gezeigt
00:26:52: und hab ihm immer gesagt, nur, du hast in meinem Bauch
00:26:54: und so und so.
00:26:55: Und es gibt halt ... Sie haben das dann einfach erklärt, warum ich anders aussehe wie er.
00:27:00: Aber dass er natürlich mein Kind ist, ne?
00:27:02: Und dass er in meinem Bauch war.
00:27:04: Und haben wir sehr, sehr lange immer wieder darüber sprechen müssen, bis er das für sich irgendwie auch so ... Also, jetzt ist es auch für ihn überhaupt kein Thema mehr.
00:27:13: Er sagt das jetzt auf bestimmten Zeiten im Jahr nicht mehr.
00:27:16: Aber es war wirklich so.
00:27:17: am Anfang, glaube ich, gerade seit das erste Jahr an der Teile, probieren wir in Deutschland mal für ihn ein Thema.
00:27:24: Zwischendrin, man.
00:27:25: Das war wirklich sehr ... Ja, ist auch sehr schwer für mich.
00:27:28: Ich hab's natürlich verstanden, also nicht seine Schuld.
00:27:31: Aber es ist dann schon auch noch mal meine Verletzung, meine Trauer, aber natürlich auch das, was es mit dem Kind macht.
00:27:38: Das Kind kommt dann einfach zu solchen Schlüssen durch.
00:27:42: Ja, das ist total heftig.
00:27:43: Und da musste ich dann wirklich sehr an unsere Beziehung arbeiten, um da einfach dieses Verhältnis nicht belastet zu werden.
00:27:51: Und hab dann auch in der Familie angesprochen.
00:27:53: Und zum Teil wurde es auch in der Familie überhaupt nicht verstanden.
00:27:56: Die haben dann gesagt, ja, da musst du drüber stehen.
00:27:59: Und warum regst du dich denn da so auf?
00:28:01: Ich sag ja, weil das was mit meinem Kind macht.
00:28:03: Weil das was mit uns macht.
00:28:06: Weil ich mich rechtfertigen muss, dass meine ... welche Mutter ... muss erklären, dass ihr Kind ihr Kind ist.
00:28:11: Ja.
00:28:12: Und das habe ich dann halt auch versucht, vielen Freunden, gerade den mittelichen Freunden klarzuneinander, wie oft wurde es ihr denn gefragt, ob das euer Kind ist?
00:28:21: Ja, noch nie.
00:28:22: Ich sage ja, es ist schon tausendmal.
00:28:24: Könnt ihr euch das vorstellen, wie es mir damit geht?
00:28:26: Wenn ich es jetzt fragen würde und so, und das war natürlich ... Ja, ich glaube, wenn man das nicht erlebt hat, dann ist das irgendwie schwer nachzuvollziehen, was es macht mit dieser Familie.
00:28:38: Mit dieser Beziehung.
00:28:40: Ja.
00:28:40: Ist total eftig.
00:28:41: Ich hab gerade Gänsehaut, als du das erzählt hast.
00:28:44: Es ist wirklich eftig.
00:28:46: Vielleicht nur kurz zur Kontext für unsere Zuhöre, ihnen, die dein Kind nicht überskype gesehen haben, wie süß er ist.
00:28:53: Wie alt war er, als ihr nach Deutschland gekommen seid?
00:28:57: Ein bisschen älter wie anderthalb
00:28:58: Jahre.
00:28:59: Wow, okay.
00:29:01: Ja.
00:29:02: Krass.
00:29:02: Aber schön, dass die jetzt nicht mehr Thema ist und ihr eure Wege über diese Fotos und Erzählungen gefunden habt.
00:29:12: Genau, wenn neue Themen kommen.
00:29:16: Aber
00:29:16: ich finde, das ist auch ganz gut für Leute, die uns zuhören und vielleicht in einer ähnlichen Situation sind.
00:29:24: Das ist auch eine so praktische... Handelsweg, wie man damit umgehen kann.
00:29:29: und für diejenige, die das nie lebt haben oder leben werden, einfach mal so ein Mitgefühl Gedanken zu geben, wie wichtig Wörter sind, auch wenn man mit Kinder redet und nicht mit Erwachsene.
00:29:45: kann wirklich ja sehr verletzend sein.
00:29:47: Also danke, dass du diese Geschichte uns auch erzählt hast.
00:29:51: Gerne.
00:29:52: Das ist jetzt schwierig an der anderen Thema zu kommen, aber vielleicht zurück zu der Anfang.
00:29:58: Du hast schon erwähnt, dass deine fünf Jahre in Kenia haben dich auch so viel geprägt, dass als du zurückkamst, war für dich Deutschland anders?
00:30:08: Auch über diese Erfahrung eben als Mutter, ein POC-Kind, wie hat sich auch dein Heimatgefühl geändert in Verhältnisse zu Deutschland oder Leipzig?
00:30:20: Ja, ich sage immer, Deutschland ist das Land, in dem ich geboren wurde.
00:30:24: Und Kenia ist das Heimatland meines Herzens.
00:30:27: Okay.
00:30:30: Also, es ist schon so, dass ich ... Als ich in Kenia war, habe ich Deutschland nicht wirklich sehr vermisst.
00:30:36: Hier vermisse ich Kenia schon.
00:30:38: Also ich vermisse einfach die Offenheit, die Warmherzigkeit der Menschen, das Miteinander.
00:30:46: Ich finde, in Deutschland ist man doch sehr individuell.
00:30:49: Und ich glaube ... Das ist jetzt nur eine Interpretation und Vermutung, weil das heißt, dass doch im Herzen viele Menschen sich alleine führen.
00:30:56: Man zeigt es nach außen nicht, jeder macht seine eigene kleine Familie, aber ich glaube, wenn man mir die Menschen wirklich intensiv redet, fühlen sich sehr viele alleine und einsam, weil es halt einfach so individuell geworden ist in Deutschland.
00:31:08: Also die Community, das große Ganze fehlt und mir fehlt das auch.
00:31:12: Einfach das Lockere miteinander, die Warmherzigkeit, die Offenheit, dass man sich gegenseitig nette Wurte sagt, sich einlädt.
00:31:18: Ja, ich find irgendwie ... Ja, da ist Deutschland sehr kühl.
00:31:24: Und irgendwie sind's einfach andere Werte, Geld, Arbeit.
00:31:27: Wer bin ich über die Arbeit, statt eigentlich das Miteinander.
00:31:30: Und das fehlt mir sehr.
00:31:32: Deshalb ist es für mich sehr schwierig, kriegt um Heimat zu reden.
00:31:35: Ich weiß, ich bin hier geboren, hier sind meine Wurzeln.
00:31:38: Hier sind Freunde von mir, hier ist Familie von mir.
00:31:40: Das ist irgendwie schön, um irgendwie auch mal was machen zu können.
00:31:46: Um irgendwie ... Zeit miteinander zu verbringen.
00:31:49: Trotzdem ist es nicht so diese Liebe im Herzen.
00:31:55: Ich kann das jetzt schwer ausdrücken.
00:31:56: Nee, er ist
00:31:58: so sehr gut ausgedrückt.
00:32:00: Vom Herzen her bin ich eher
00:32:02: in einem anderen Land.
00:32:03: Ja.
00:32:05: Ja, man kann sich auch, wie du gesagt hast, man kann es nicht auswählen, wo man geboren wird, aber man kann schon durch Erfahrungen in anderen Ländern dann quasi seinen Heimat auswählen, im Endeffekt, wo man sich besser fühlt oder ja zu Hause fühlt.
00:32:23: vielleicht, weil wir möchten immer so eine möglichst positive Ende zu unseren Interviews geben, damit man dann sich fühlt, dass okay es gibt schlimme Sachen, die im Alltags passieren, bezüglich Alltagsrassismus und Identität, aber es gibt auch Ja, Wege, indem wir die Sachen verändern können und uns auch selbst empowern können und auch den anderen.
00:32:48: Und deswegen haben wir überhaupt diese ganze Reihe mit dem Verband der Nationale Familien und Partnerschaften gemacht, um diese Geschichten erzählen zu können, den Leuten quasi ein Stück Gedanken zu geben nach Hause und über sich selbst und sein Verhalten zu überlegen und irgendwie weiter das auch den anderen beeinflussen kann.
00:33:08: Genau, also wir wollten einfach fragen.
00:33:11: Genau, was sind deine Erfahrungen mit dem Verband?
00:33:14: Wie hat dich der Verband quasi weitergebracht?
00:33:17: Und ja, nicht verändert.
00:33:18: Aber wie weit hat er dir geholfen?
00:33:20: Auch gerade für die Zukunft.
00:33:22: Weil wir ja auch das letzte Interview mit dieser Verbandsreihe haben.
00:33:28: Genau, wie hat er dir geholfen?
00:33:29: Welche schönen Erfahrungen hast du mit ihm gemacht?
00:33:32: Und vor allem würdest du es
00:33:34: weiter empfehlen?
00:33:36: Ich hab tatsächlich den Verband schon ganz oft weiter empfohlen.
00:33:41: Vor allen Dingen natürlich ein Familienfreunde von mir, die das Gleiche.
00:33:45: Wir sind jetzt im gleichen Boot, die halt jahrlichen Partner, Partnerin haben oder auch andere afrikanische Partner haben und dadurch natürlich auch POC-Kinder oder schwarze Kinder haben.
00:33:58: Ich habe immer gesagt, wenn ihr Fragen habt, gerade auch rechtliche Fragen, ist der Verband, glaube ich, sehr gut aufgestellt.
00:34:04: Ich selber habe ihn rechtlich auch schon genutzt, werde ihn auch im Januar, Februar noch nutzen müssen, um da verschiedene Dinge zu klären.
00:34:10: Aber wurde da das jetzt sehr gut beraten, habe mich eigentlich sehr gut da auch aufgehoben
00:34:15: geführt.
00:34:16: Muss jetzt sagen, ich finde jetzt in Leipzig ein bisschen schade, dass dieses Frühstück nicht mehr stattfindet.
00:34:23: und es so wenig Veranstaltung gibt, wo wir jetzt hingehen können.
00:34:29: Vielleicht für diejenigen, die das nicht kennen, was ist diese Frühstückveranstaltung?
00:34:34: Also in Leipzig gab es einmal im Monat, haben sich Menschen, die den Verband dazugehören, einmal im Monat getroffen zu einem gemeinsamen Frühstück zum Gegenteil den Kindern austauschen und das gibt es jetzt nicht mehr, das Frühstück.
00:34:47: Und das finde ich sehr schade, weil dadurch ist es sehr schwierig jetzt einfach Menschen, die jetzt vielleicht international aufgestellt sind, Familien, die international aufgestellt sind, kennenzulernen, wenn man sie nicht gerade im Alltag trifft, weil das war für mich immer so eine Treffstation, ne, wo man dann wieder neue und das gibt es jetzt halt nicht mehr.
00:35:04: Das finde ich ein bisschen schade und es gibt auch so nicht so viele Veranstaltungen, die jetzt in Leipzig gemacht werden.
00:35:09: Aber ich weiß von Frankfurt, weil da Freunde sind, die machen sehr viel noch.
00:35:14: Und gerade für meine Freunde, die halt bei Frankfurt wohnen, die nutzen das sehr, sehr viel und haben dadurch halt auch schon viele Kontakte kennengelernt.
00:35:21: Und ich glaube, das ist zumindest, wenn man einen Partner aus einem anderen Land hat, für den Partner auch nochmal schön, weil die Partner da
00:35:29: auch nochmal Freunde
00:35:31: aus ihren Ländern, aus ihren Kulturen kennenlernen können oder sich nochmal austauschen können.
00:35:36: Wie geht es uns als Migranten?
00:35:38: Und das sind nochmal andere Themen, die dann wohl dann vielleicht ... deutsche Partner nicht unbedingt zu der Ansprechpartner ist, weil bis zum Grad kann man es noch verstehen.
00:35:46: Dann gibt es dort noch mal die Möglichkeit, Themen zu lösen.
00:35:50: Und das finde ich eigentlich eine sehr, sehr schöne Möglichkeit.
00:35:53: Und ich finde auch politisch sehr wichtig, was der Verband macht.
00:35:56: Also gerade auf der politischen Ebene, in Richtung Diversity-Spielzeug, in Diversity-Büchern, immer wieder im politischen Stellungsnamen, auch mit ins Bundesrat, im Bundestag eingibt.
00:36:06: Das finde ich eine sehr, sehr wichtige Arbeit.
00:36:09: Und wir hatten von meiner Arbeitsstelle mal so einen Tag gemacht, wir sind Bund.
00:36:14: Und aber auch der B-Nationale Verband dann hat noch einen Vortrag gehalten.
00:36:17: Und das fand ich halt auch sehr schön, dass ich dann halt die Möglichkeit habe, auch bei solchen Veranstaltungen zu sagen, hier, ich hab Leute an der Hand, ich hab Experten an der Hand, da können wir mal anfragen.
00:36:26: Die kommen, die halten Vorträge.
00:36:28: Da sehe ich mich eher so auch als Netwürger.
00:36:33: Und das finde ich einfach schön.
00:36:35: Aber ich denke, wir müssen uns alle noch viel mehr miteinander verknüpfen.
00:36:41: Das ist ein persönlicher
00:36:42: Wunsch von mir.
00:36:43: Ja, wunderbar, finde ich.
00:36:45: Das sind zwar sehr gute abschließende Worte, außer wenn du Sarah noch weitere Fragen hast.
00:36:51: Ich fand
00:36:52: es jetzt auch gut, also so abschließend,
00:36:54: oder?
00:36:54: Ja, total.
00:36:55: Also einfach als ein Aufruf auf Aktivismus, sich zu vernetzen.
00:37:00: Eben, was wir immer sagen, das ist sehr wichtig, sich nicht alleine in der eigenen Situation zu fühlen.
00:37:06: Und was man vielleicht auch aus anderen Kulturen lernen kann, eben diese Miteinander zu leben, sich für einander da zu sein.
00:37:13: Das könnte
00:37:14: herzlich.
00:37:16: Das können wir doch vielleicht lernen.
00:37:19: Und auch als eine der positivesten Beiträge, die... quasi die Migrantinnen in Deutschland oder insgesamt in unseren Städte, Kommunen, Communities beibringen können, eben diese Andersdenken, was auch dieser, also, ja, genau, das ganzes Positives um Bundes machen kann.
00:37:39: Aber ich glaube, das war jetzt für diese Folge.
00:37:41: Vielen lieben Danke, dass du uns Zeit gewidmet hast, auch während der Weihnachtszeit.
00:37:48: Wir bedanken uns noch mal an alle unserer Ansprechpartnerinnen, also Carmen Colinas, Sharon, Paju und Constanze, weil durch ihre Geschichten haben wir einen besseren Blick bekommen, warum Migration hauptsächlich auch ein familiäres Thema ist, warum Migration und Integration auch wirklich Alltagserfahrungen sind, die einen starken Anfluss haben in den Leben der Menschen und warum es wichtig, wie immer so ein bisschen... Ein Füllsein zu entwickeln, dabei mitzudenken, was Worte bedeuten und was mit den anderen machen.
00:38:29: So beenden wir diese kurze Reihe mit dem Verband Nationale, Familien- und Partnerschaften-TV.
00:38:35: Wir laden euch herzlich ein, auf die Webseite zu schauen, ob in eurer Städte eine aktive Gruppe sich befindet oder ob ihr nicht auch die eigene Mitbegründe möchtet und über Kontakte mit dem Zentrale Verband in Frankfurt.
00:38:50: Wir hören uns wieder in zwei Wochen.
00:38:53: Wir haben eine weite große Planung für euch, alle mögliche schöne Folgen, die wir in Leipzig in November aufgenommen haben.
00:39:02: Ihr könnt euch uns weiterempfehlen und hören über Spotify, Apple Podcast, alle mögliche App, wo ihr Podcast hört.
00:39:09: Soundcloud.
00:39:10: Soundcloud, ganz wichtig.
00:39:13: Wir freuen uns auf Kommentare, Fragen und Anregungen gehen entweder über Social Media, so wie Facebook und Twitter, bei die Petra Kille-Stiftung und weiter denken, heil ich Bill Stiftung Sachsen, oder auf unsere eigene Instagram-Account FDN der Podcaste.
00:39:28: Bis zum nächsten Mal.
00:39:29: Wir freuen uns, die Musik ist wie immer von Kevin MacLeod.
00:39:33: Ich bin Carmen und sage ciao und Sarah sagt... Tschü-dülü.
00:39:37: Tschü-dülü.
00:39:38: Hahahaha!
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